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Bioethanol – Kraftstoff mit Charakter

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Ursprünglich für den Antrieb mit Bioethanol geplant, legte das nun mit billigem SPRIT aus Erdöl angetriebene Modell T von Ford, auch Tin-Lizzie genannt, den Grundstein der weltweiten Autoindustrie. © Ford Inc.

Die Entwicklung der Automobilindustrie in der Neuzeit ist mit den Namen von zwei Persönlichkeiten verbunden. Das ist der Deutsche Nikolaus August Otto. Erfinder vieler heute noch in Verbrennungskraftmotoren verwendeter Details und Miterfinder des Viertaktprinzips. Die zweite Person ist der US-Automobilhersteller Henry Ford mit seiner visionären Idee, ein für jedermann leistbares Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig entwickelte er die bewegliche Fertigungsstraße und setzte so in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur neue Produktionsmaßstäbe, sondern auch den Grundstein für den Erfolg der globalen Automobilindustrie.

Was verbindet nun die beiden Pioniere der Autoindustrie?

Nikolaus August Otto verwendete Bioethanol als Kraftstoff in den Prototypen seiner Verbrennungsmotors. Henry Ford konzipierte sein ab 1908 gebautes T-Modell, mit dem er die Serienproduktion von Autos revolutionierte, auf der Grundlage, dass Bioethanol der eigentliche Kraftstoff für dieses „Volksauto“ sei. Er war überzeugt davon, dass Ethanol der Treibstoff der Zukunft sei, der zugleich der Landwirtschaft neue Wachstumsimpulse bringen würde.

Erdöl – vom Allheilmittel zum Licht der Epoche

Die Verwendung von dem heute herkömmlichen Kraftstoff aus Erdöl hat eine lange Geschichte. Vorerst wurde es nur als Allheimmittel eingesetzt. Es dauerte aber nicht lange, bis es zu Petroleum verarbeitet, seinen Weg auf den Markt fand. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Bedarf an künstlichem Licht vor allem durch Petroleum gedeckt, das aus Erdöl gewonnen wurde, da es das rußige Kerzenlicht ersetzte. Die Vormachtstellung von Petroleum als Leuchtstoff sollte aber nicht unendlich sein. Thomas A. Edison hatte sich im Jahr 1877 dem Problem der elektrischen Beleuchtung zugewandt und innerhalb von nur zwei Jahren die hitzebeständige Glühlampe entwickelt. Damit war das neue Licht geboren, das nicht von Petroleum, sondern vom elektrischen Strom gespeist wurde. Und so verlor die Ölindustrie ihren wichtigsten Absatzmarkt.

Benzin verdrängte das klimafreundliche Bioethanol als Kraftstoff

Gerade, als ein Markt im Begriff war, der Ölindustrie zu entschlüpfen, eröffnete sich ein anderer – jener des „Wagens ohne Pferd“, auch Automobil genannt. Waren in 1916 in Amerika 3,5 Millionen Autos zugelassen, so schnellte diese Zahl mit dem aufkommenden Wirtschaftswachstum in den 1920er-Jahren auf 23,1 Millionen, gepuscht auch durch die Erfindung von Henry Ford. Diese rasant entwickelte Autokultur war auf billigen SPRIT angewiesen, wodurch das umweltfreundliche Bioethanol in Vergessenheit geriet.

Am 1. Oktober 2007 eröffnete der damalige OMV-Generaldirektor Dr. Gerhard Roiss die erste Super-Ethanol-Tankstelle E85 in Österreich. Er betankt ein Auto.
Am 1. Oktober 2007 eröffnete der damalige OMV-Generaldirektor Dr. Gerhard Roiss die erste Super-Ethanol-Tankstelle E85 in Österreich. © Energie Vision

Bioethanol der Umwelt zuliebe – ein Kraftstoff mit Charakter

Ist Bioethanol oder sind hohe Beimischraten von Bioethanol zum herkömmlichen Kraftstoff ein Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen? Ja, definitiv ja! Da bestätigt auch Bernhard Geringer, Professor an der Technischen Universität Wien, wenn er meint, dass Ethanol einen bemerkenswerten Beitrag zur Reduzierung der verkehrsbedingten Emissionswerte bei Partikeln und Kohlendioxid leisten. Schon im Oktober 2007 eröffnete der damalige OMV Generaldirektor Gerhard Roiss testweise die erste Super-Ethanol E85-Tankstelle in Österreich. Weitere Initiativen bleiben aber aus – vielleicht war damals das Klimaproblem, vor allem bei der Automobilindustrie, noch nicht angekommen.