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EVN Klimainitiative

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Europa im Krisenmodus

Europa – von der Friedensunion zur Kriegsunion
Foto: © Europäische Kommission

Die Europäische Union durchlebt derzeit eine existenzgefährdende Krise, die vor allem durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöst worden ist. Seit dem Einmarsch von russischen Verbänden in die Ukraine im Februar 2022 rätselt die Welt nach den Motiven für diesen Russisch-Ukrainischen Krieg, dem die regionalen bewaffneten Konflikte auf der Halbinsel Krim und der Einsatz prorussischer Milizen im ostukrainischen Donbass vorangegangen sind. Die möglichen Auswirkungen auf den Energieexport von Russland sind im Vergleich zu dem unendlich großen menschlichen Leid, eher unbedeutend.

Die US-Historikerin Mary Elise Sarotte, Mitglied im Center for European Studies in Harvard und Professorin für Geschichte an der John Hopkins School of Advanced International Studies, führt die Ursachen auf den Beginn der politischen Entwicklung in der Zeit um 1989 zurück. Mit dem Fall der Berliner Mauer wurde das Ende des Kalten Krieges und der „Traum eines gemeinsamen Europas“ für ein neues friedliches Zeitalters erwartet.

Nicht einen Schritt weiter nach Osten

Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, wollten wir auf alle einzelnen Kapitel in der von Mary Elise Sarotte in Buchform und auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen erstellten Dokumentation über die dramatische Entwicklung in Europa eingehen. So konzentrieren wir uns nur auf die für die heutigen Schicksalstage in Europa offensichtlich falschen Einschätzungen der maßgeblichen politischen Entscheidungsträger. 

Waren es die Zusagen der USA und der NATO, nicht nach Osten zu erweitern, sollte die Sowjetunion der deutschen Wiedervereinigung und die Mitgliedschaft Deutschlands zur NATO zustimmen? Dieser Frage ging Mary Elise Sarotte nach, konnte jedoch keine befriedigende Antwort finden.  Sicher war, dass die NATO der Ukraine im Jahr 2008 grundsätzlich die Aufnahme zusagte, was jedoch von Seiten Russland kategorisch abgelehnt worden ist. Wenn heute der russische Präsident Wladimir Putin nicht nur die NATO-Osterweiterung, sondern auch den Beitritt der Ukraine in die EU, mit der logischen Folge des Beitritts zur NATO, als Grund für den Angriffskrieg gegen die Ukraine bezeichnet, so zeigen die Ereignisse um die Kuba-Krise im Jahr 1962 verhängnisvolle Prallelen.

Präsident John F. Kennedy genehmigt die Seeblockade gegen Kuba
Foto: © John F. Kennedy Library Foundation

Kuba 1962 – Not One Inch.  Ein Höhepunkt des Kalten Krieges

Am 14. Oktober 1962 entdeckte ein US-Aufklärungsflugzeug die nur rund 200 Kilometer südlich von Florida auf Kuba stationierten Sowjet-Raketen, mit einer Einsatzweite von bis zu 1000 Kilometern. Zwar war die Stimmung zwischen Kuba und der USA schon vor Beginn der Kuba-Krise am Nullpunkt, die Stationierung von Atomraketen so nahe an den USA war für den US-Präsidenten John F. Kennedy jedoch nicht akzeptierbar. Historisch belegt wurde das am 22. Oktober 1962, als 100 Millionen US-Bürger schockiert die Rede ihres Präsidenten John F. Kennedy verfolgten, die die Welt an den Rand eines Atomkrieges rückte. Während die „Falken“ im US-Verteidigungsministerium einen sofortigen Militärschlag gegen Kuba befürworteten und das strategische Luftwaffenkommando in Alarmbereitschaft versetzten, entschied sich Präsident Kennedy für eine Seeblockade der Insel. Das führte letztlich zum Einlenken des damaligen sowjetischen Partei- und Regierungschefs Nikita C. Chruschtschow.

Nach dem Abbau und Abzug der Raketenstellungen in Kuba wurden etwas später die von der NATO an der türkisch-russischen Grenze stationierten Atomraketen ebenfalls entfernt. Militärhistoriker meinen, dass die Sowjetunion mit der Stationierung von Atomraketen in Kuba der USA klar zum Verstehen gab, dass sie auch keine Raketen an ihrer Grenze zur Türkei dulden.

Mary Elise Sarotte „Nicht einen Schritt weiter nach Osten“ ISBN 978-3-406-80831-9