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Wasserstoff – Dichtung oder Wahrheit?

Im Jahr 2009 stellten in Berlin Top-Manager um Daimler-Chef Dieter Zetsche (dritter von rechts) die Weichen für eine klimafreundliche Mobilität mit Wasserstoff. In Österreich waren Stand Mai 2019 nur 32 Wasserstoffautos zugelassen. Wasserstoff als Kraftstoff? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
© Daimler

Seit Jahrzehnten wird Wasserstoff als die Energie der Zukunft gepriesen. Das ist die Wahrheit!  Schon der französische Schriftsteller Jules Verne hat dies in seinen visionären Romanen niedergeschrieben. Und wenn es um die Mobilität der Zukunft geht, so steht Wasserstoff an erster Stelle. Das ist die Dichtung!

Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum, jedoch nicht in der Erdrinde. Es ist Bestandteil des Wassers und beinahe aller organischen Verbindungen, aus der er erst gelöst werden muss. So ist auch die Aussage von Jules Verne zu verstehen, mit dem Bezug zu Wasser, das durch elektrischen Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden kann und so auf unabsehbarer seit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern kann – vorausgesetzt es gibt ausreichend viel Wasser und elektrischen Strom. Und wenn dieser aus erneuerbaren Quellen kommt, so wird dieser Wasserstoff als grün bezeichnen, sonst als grau, obwohl Wasserstoff farblos ist.

Aufbruch zu neuen Ufern?

In Berlin stellten 2009 Top Manager um Daimler-Chef Dieter Zetsche die Weichen für eine klimafreundliche Mobilität mit Wasserstoff, auch noch durch Dampfreformierung, einem Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas als wichtigsten Rohstoff. Schon damals stellte sich die Frage, warum eigentlich nicht gleich Erdgas als Kraftstoff, da Erdgas im Vergleich zu herkömmlichen Treibstoffen um 90 Prozent weniger bodennahes Ozon, 70 Prozent weniger Stickoxide und um 50 Prozent weniger Kohlenmonoxid emittiert.  Mit „Erdgas macht mobil“ eiferten in Österreich Aral, Shell, Esso, Agip, OMV und auch Stromkonzerne wie EVN und Wien Energie um Marktanteile im großen Tankstellengeschäft. Und die Automobilindustrie, vor allem Opel, erwartete sich einen spürbaren Wandel von SPRIT zum Erdgasauto. Das Ergebnis war ernüchternd, die Nachfrage für Erdgasautos kippte und damit auch die Nachfrage nach Erdgas. 

SPRIT bleibt Energie auch in der Mobilitätszukunft

Seit der Eröffnung der ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle Österreichs im Jahr 2012 in Wien-Floridsdorf hat OMV umfassende Pionierarbeit im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur geleistet. Trotz dieser frühen Investitionen blieb die Nachfrage nach Wasserstoff als Kraftstoff hinter den Erwartungen. Im Bild, damaliger OMV Generaldirektor Gerhard Roiss mit Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.
© Energie Vision

Eine ähnliche Entwicklung ist bei Wasserstoff als Kraftstoff erkennbar. Die „Berlin-Initiative“ im Jahr 2009 zeigt nach einer Phase der Euphorie Resignation, obwohl die Automobilkonzerne den großen Traum vom saubere Brennstoffzellenauto über Jahrzehnte befeuert und viele Milliarden Euro in die Technik gesteckt haben. Sie galt als wichtigster Baustein einer Energiewende, die Grenzen überwindet. In den Wüsten Nordafrikas etwas sollten gigantischen Mengen Wasserstoff aus Wasser und mithilfe von Strom aus Sonnenenergie produziert werden und dann per Pipeline oder Schiff nach Europa gelangen, um Autos anzutreiben. Das Investment für Wasserstoff-Tankstellen hielt sich in Grenzen und immer mit Blick auf die Autoindustrie.

Heute haben die großen Tankstellenkonzerne ihr Engagement für den Bau von Wasserstoff-Tankstellen beendet. Shell Deutschland übergab das Wasserstoffgeschäft für den PkW-Sektor an Tankstellen komplett in die Hände von der H2 Mobility. In Österreich hat OMV den Betrieb der fünf Wasserstoff-Tankstellen nach einer umfassenden Analyse der aktuellen Marktbedingungen und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens eingestellt. Im industriellen Bereich setzt OMV jedoch weiterhin – diesmal auf grünem Wasserstoff.

Bringt der grüne Strom eine umweltfreundliche Mobilität?

Der nächste Versuch zur umweltfreundlicheren Mobilität ist mit elektrischem Strom – und der ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. Repräsentanten der im Jahr 2009 von namhaften österreichischen Unternehmen wie Verbund, Siemens und AVL Graz gegründeten Plattform „Austrian Mobile Power“ beurteilten das Elektroauto als bereits serienreif. Bis zum Jahr 2020 sollten im Rahmen der ersten überregionalen Initiative rund 100.000 Elektrofahrzeuge auf Österreichs Straßen unterwegs sein. Ende Mai 2025 sind in Österreich 230.992 rein elektrisch betriebene PKW zugelassen, das entspricht etwas vier Prozent des gesamten PKW-Bestands in Österreich.