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EVN Klimainitiative

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Bioethanol – zurück zum Ursprung

Bioethanol reduziert sowohl Kohlenstoffdioxid als auch Partiklausstoß.
© sylv1rob1/Shutterstock

Die Entwicklung der Automobilindustrie in der Neuzeit ist mit den Namen von zwei Persönlichkeiten verbunden. Das ist der Deutsche Nikolaus August Otto, Erfinder vieler heute noch in Verbrennungsmotoren verwendeten Details und Miterfinder des Viertaktprinzips. Die zweite Persönlichkeit ist Henry Ford mit seiner visionären Idee, ein für jedermann leistbares Fahrzeug zu bauen.

Was verbindet nun die beiden Pioniere der Automobilindustrie? Nikolaus August Otto verwendete Ethanol als Kraftstoff in den Prototypen. Henry Ford konzipierte sein T-Modell auf der Grundlage, dass Bioethanol der eigentliche Kraftstoff für dieses „Volksauto“ sei.  Er glaubte, dass Ethanol der Treibstoff der Zukunft ist und zugleich der Landwirtschaft neue Wachstumsimpulse bringen würde.

Vom Licht der Epoche zur Magie des Benzins

Erdöl hat eine lange Geschichte und wurde vorerst als Heilmittel eingesetzt, bis es als Petroleum verarbeitet, den Weg zum Licht der Epoche fand. Die Vormachtstellung als Leuchtstoff war jedoch nicht unendlich, denn mit der Erfindung der elektrischen Beleuchtung durch Thomas A. Edison verlor die Ölindustrie ihren wichtigsten Absatzmarkt.

Waren in Amerika in 1916 rund 3,5 Millionen Autos zugelassen, so schnellte diese Zahl mit dem aufkommenden Wirtschaftswachstum der 1920er-Jahre auf 23,1 Millionen – gepuscht vor allem durch die Erfindung von Henry Ford. Und diese rasant entwickelte Autokultur war auf billiges Benzin angewiesen, wodurch das umweltfreundliche Ethanol in Vergessenheit geriet.

Bioethanol – ein Produkt konvertierter und gebundener Sonnenenergie

In Brasilien, dem größten Produzenten und Verbraucher von Ethanol, wird der Biokraftstoff bereits seit den 1970er-Jahren als Kraftstoff angeboten und großtechnisch aus Zuckerrohr hergestellt. Das Land verfügt über rund 18 Millionen „Gasohol“-Fahrzeuge, diese sind mit E85 gleichzusetzen und 2,4 Millionen Fahrzeuge, die mit reinem Ethanol betankt werden. Statistisch gesehen, wird in Brasilien mehr Ethanol als Benzin verkauft.

Klimaneutral mit Bioethanol – die Stimme der Wissenschaft

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Geringer: „Bioethanol ist definitiv konvertierte und gebundene Sonnenenergie.“
© Klaus Ranger

Im Jahr 2019 erstellte Universitätsprofessor Bernhard Geringer, Leiter des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der Technischen Universität Wien ein Gutachten über Klima bezogene Auswirkungen von Bioethanol im Fahrzeugbetrieb. Getestet wurden drei Kraftstoffmischungen, konkret E5 als Referenz, E10 und E20 Bioethanol-Anteile, alles bezogen auf Volumenbeimischungen in drei modernen Fahrzeugen.

Die Testergebnisse hinsichtlich Partikel- und Kohlendioxid-Emissionen waren verblüffend. Im Vergleich zum gewöhnlichen, also damaligem Tankstellenbenzin E5 konnten im Gesamtergebnis die Partikel-Emissionen bei E10 um bis zu 23 Prozent gesenkt werden. Bei E20 sogar bis zu 61 Prozent. Die Reduzierung bei Kohlenstoffdioxid lagen bei E10 im Gesamtergebnis bei 1,9 Prozent und bei E20 bis zu 3,5 Prozent.

Bemerkenswert ist, dass die Reduktionen aus der rein besseren motorischen Verbrennung kommen. Zusätzlich entsteht ein sehr großer Reduktionseffekt durch die nachhaltige Herstellung des Bioethanols. Dieser liegt bei 60 Prozent bis 70 Prozent.

Am 1. Oktober 2007 eröffnete der damalige OMV Generaldirektor
Dr. Gerhard Roiss die erste Superethanol E85 Tankstelle in Wien.
© Energie Vision

Wie reagiert die Politik?

Während in Deutschland schon seit dem Jahr 2011 Kraftstoff mit E10-Beimischungen angeboten werden, wird in Österreich erst ab 1. Februar 2023 Kraftstoff mit E10-Mischungen verkauft. Im Jahr 2007 setzte der damalige OMV Generaldirektor Gerhard Roiss mit der Einführung von E85 ein klares Zeichen für umweltfreundlichen Benzin. Wenig später verschwand E85 aus der heimischen Tankstellenlandschaft.